ICH WILL ABER NICHT!

Manifest der radikalen Verantwortung

Präambel

Ein Kind wird nicht gefragt, ob es leben will.

Die Entscheidung zur Zeugung ist endgültig, einseitig, irreversibel.

Sie ist die höchste Form von Egoismus! Getarnt als Liebe, verklärt als Schicksal, vermarktet als Wunder.

Kein Mensch zeugt ein Kind für das Kind!

Man zeugt es für sich selbst : aus Sehnsucht, aus Angst, aus Eitelkeit, aus Leere, aus Berechnung. Auch altruistische Motive verhindern nicht das Leid (s. Anhang), dem ein Kind bis zu seiner Volljährigkeit – der Erwachsene unter Umständen lebenslänglich – ausgesetzt sein kann. 

Trotzdem wachsen Kinder auf mit Geschichten von Wunsch und Geschenk, von Schmerz, der sich lohnt, von Sinn, der erst durch Geburt entsteht. Religiöse, geschlechtsspezifische und ideologische Modelle übernehmen die Manipulation.

Gleichzeitig lernen sie, dass sie funktionieren müssen. Das Leben ist kein Ponyhof, ist keine Hängematte! Mach was aus Dir, Du bist Deines Glückes Schmied! Es liegt alles in Deiner Hand! Du musst es nur wollen! Leistung lohnt sich! Du bist, was Du tust! Kaufen macht glücklich!

Die Verantwortung wird verschoben – vom Erzeugenden auf das Erzeugte. Wenn Du’s nicht hinbekommst, mach Therapie!

Wer Leben schenkt, schenkt keine Freiheit, sondern verhängt eine Pflicht, einen Knebelvertrag ohne Ablaufdatum.

Ein Kind wird geboren, aber die Würfel sind schon gefallen. Die Chancen, unversehrt durch die Kindheit zu kommen, liegen weltweit bei eins zu fünf. Der gefährlichste Ort für Kinder ist das eigene Zuhause! Die häufigste Todesursache unter 10 bis 17-jährigen in Deutschland ist Suizid. 

"Unter Schmerzen sollst du gebären, im Schweiße deines Angesichts sollst du essen!" steht schon in der Bibel. Und trotzdem nennen wir es „Leben schenken“.

Dieses Manifest spricht für die, die nicht gefragt werden. Für alle Kinder, die gezwungen werden, zu existieren, es aber nicht wollen.

 

Moral ist kein Naturgesetz

In allen Kulturen gilt es als moralisch richtig, dass das Kind den Eltern etwas schuldet: "Deine Mutter hat dich unter Schmerzen geboren. Wir haben alles für dich gegeben. Wir wollen, dass es dir einmal besser geht als uns. Dafür schuldest du uns Dank und Respekt!"

Diese Vorstellung ist tief verankert, aber sie hält keiner logischen Prüfung stand.

Das Kind hat nichts verlangt. Es wurde geboren, nicht gefragt.

Die Handlung – die Zeugung – ging nicht vom Kind aus.

Moral, die auf Reziprozität basiert, setzt Freiwilligkeit voraus.

Ein Vertrag ist nur gültig, wenn beide Seiten zustimmen.

Aber Geburt ist kein Vertrag. Sie ist eine einseitige Handlung mit einseitigem Risiko – für das Kind.

Wer daraus eine moralische Verpflichtung ableitet, stellt nicht Gerechtigkeit her, sondern legitimiert asymmetrische Machtverhältnisse.

Die traditionelle Moral erhebt die Eltern zu Gebenden, das Kind zum Beschenkten – und verschiebt damit Verantwortung in Schuld.

Doch Dankbarkeit kann nicht eingefordert werden. Und Verantwortung kann nicht delegiert werden an jemanden, der nie gefragt wurde, ob er leben will.

 

Mythos Leben

Die Qualität des Lebens macht die Geburt nicht legitim.

Ob auf einer brennenden Müllkippe oder in einem Seidenbettchen, der entscheidende Punkt ist nicht, wie ich lebe, sondern ob ich es will.

Es geht nicht um Komfort, sondern um Zustimmung.

Auch das wohlbehütete Kind darf denken: Ich will keine Erwartung, kein Lebensziel, keinen Traum, keine Vision, kein Erbe! Ich will nicht arbeiten müssen, um zu überleben! Ich will das nicht!

Wer sagt, man solle doch dankbar sein für ein gutes Leben, verkennt den Kern: Zwang bleibt Zwang – auch wenn der Käfig golden ist.

90 Prozent unserer erwachsenen Gesellschaft nimmt regelmäßig Substanzen zu sich, die über den Nahrungsmittelbedarf hinausgehen: Alkohol, Schmerzmittel, Schlaftabletten, Stimmungsaufheller, Hasch, Koks, Potenzmittel, Protonenpumpenhemmer, Betablocker, Statine.

Wenn das Leben wirklich so lebenswert wäre, wie man es uns einimpft – warum müssen die Menschen es sich dann chemisch erträglich machen?

Wir sind eine Gesellschaft, die die Geburt feiert, um dann über Jahrzehnte hinweg alles dafür zu tun, das Resultat ertragen zu können.

Wo Leid zur Norm wird, wird Betäubung zur Pflicht.

Und das nennen wir dann „Selbstverwirklichung“.

Der legitime Aufschrei lautet: Ich wurde nicht gefragt. Ich schulde euch nichts. Und ich habe jedes Recht zu sagen: Ich will aber nicht!

 

Die Perversion der Reziprozität

Das Wunschkind ist ein Mythos!

In der Realität stehen hinter der Entscheidung zur Elternschaft Motive, wie:

  • Fortpflanzungstrieb
  • Angst vor dem Alleinsein.
  • Suche nach Sinn des eigenen Lebens.
  • Wunsch nach Weitergabe von Namen, Genen oder Besitz.
  • Wirtschaftliche Überlegungen – jetzt und/oder später versorgt zu werden.
  • Bedürfnis, das eigene Leben symbolisch zu verlängern.

Ein zentrales Element dieser moralischen Schieflage ist die Reziprozitätsnorm:

Wer etwas bekommt, soll etwas zurückgeben. Doch dieses Prinzip setzt Freiwilligkeit voraus – und damit Zustimmung.

Ein Kind wird jedoch nicht freiwillig geboren.Es hat nichts gefordert, nichts gewählt und nichts unterschrieben. Die Geburt ist eine einseitige Entscheidung.

Daraus eine Schuld abzuleiten, ist ein Missbrauch der Reziprozitätslogik.
In der Psychologie ist dieser Mechanismus als Parentifizierung bekannt:

Das Kind übernimmt Verantwortung für das emotionale oder existenzielle Wohlergehen der Eltern – oft lebenslang.

Was als moralischer Wert verkauft wird, ist in Wahrheit eine strukturelle Schuldumkehr. Das Kind wird zum Schuldner erklärt – obwohl es nur Objekt der Handlung war.

Gesellschaft und Recht kodifizieren diesen Irrtum oft sogar als filiale Pflicht, als Altersvorsorge durch Nachkommen, als moralisches Gesetz.

Doch ethisch gilt: Wer handelt, trägt die Folgen! Nicht das Produkt der Handlung!

Die Reziprozitätsnorm wird hier nicht erfüllt – sie wird pervertiert.

 

Forderung

Ich fordere einen gesetzlich und menschenrechtlich verankerten lebenslangen Unterhaltsanspruch von Kindern gegen ihre Eltern – unabhängig vom Alter.

Dieser Anspruch umfasst die Gewährleistung eines Lebensstandards, der dem Kind dauerhaft ein würdevolles Leben ermöglicht – unabhängig davon, in welchem sozialen Umfeld es geboren wurde.

Elternschaft endet nicht mit der Volljährigkeit des Kindes.

Wer Leben erschafft, bleibt verantwortlich – bis zum letzten Tag.

Diese Forderung ist keine Provokation. Sie ist die logische Konsequenz eines Vorgangs, der nicht rückgängig gemacht werden kann: der Zeugung eines Menschen.

Wer ein Leben erschafft, übernimmt Verantwortung – vollständig, dauerhaft, ohne Bedingungen.

Alles andere ist ein Versuch, sich der eigenen Schuld zu entziehen, indem man sie dem Kind überträgt.

Logik ist nicht diskutabel! Sie basiert auf dem Grundprinzip jedes ethischen Handelns:

Wer handelt, trägt die Folgen – nicht das Objekt seiner Handlung. Wer Rechte über einen anderen Menschen beansprucht, ohne dessen Einwilligung, hat kein Recht, sondern Macht. Macht verpflichtet, das Leben nicht. Wer es auferlegt, schuldet alles!

Wenn Du fühlst, was ich schreibe – teile und MACH MIT!

Happy Harry
Hamburg, April 2025

 

© 2025 Volker Haigis aka Happy Harry Hamburg, Verfasser und Erstunterzeichner
Alle Rechte vorbehalten, Verbreitung erwünscht. Vervielfältigung nur mit Quellenangabe, Namensnennung und ohne inhaltliche Veränderung.

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Gefahren für Kinder – weltweit

körperliche und/oder psychische Gewalt 75%, sexueller Missbrauch 25%, Aufwachsen in Konfliktgebieten 16%, multidimensionale Armut 45%, Vernachlässigung 50%, Mobbing 32%, FGM (Genitalverstümmelung) 10%, sexuelle Ausbeutung 20%, Fehlbildungen 6%.

Dazu kommen 30% toxisches Potential aus dem gesellschaftlichen Umfeld durch Alkoholiker, Rassisten, Misogynisten, Faschisten, Wissenschaftsleugnern, Verschwörungstheoretikern, (Aber)Gläubigen u.v.m.

 

Plausibilitäsprüfung und weiterführendepsychologische und philosophische Ansätze 

 

Quellen

WHO: Violence Against Children – Fact Sheet 2024

UNICEF: Child Maltreatment & Neglect Report

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Suizidprävention bei Jugendlichen

Théophile de Giraud – L’Art de guillotiner les procréateurs: Manifeste anti-nataliste (2006)

Radical Antinatalism Manifesto – The Anarchist Library (2024)

The Antinatalist Manifesto: A Red Pill Examination of Self-Extinction and the Future of Humanity (2025)

Robert Cialdini: Die Reziprozitätsnorm in der Sozialpsychologie

Ivan Boszormenyi-Nagy: Parentifizierung, 1965

 

Erläuterungen

Filiale Pflicht
stammt vom englischen Begriff filial responsibility oder filial dutyfilial = die Kinder betreffend (von lat. filius / filia = Sohn / Tochter). Filiale Pflicht bedeutet also: Die gesetzliche oder moralische Pflicht eines Kindes, für die Eltern zu sorgen.

Parentifizierung
»Parentification occurs when someone is given age‑inappropriate responsibilities within the family system.«
Ivan Boszormenyi‑Nagy (1965)

Reziprozitätsnorm
»The reciprocity principle is one of the basic laws of social psychology: it says that in many social situations we pay back what we received from others.«
Robert Cialdini

© Copyright 2025, Volker Haigis, Hamburg. Alle Rechte vorbehalten.

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